Helmstedt. Der Tod gehört zum Leben dazu – wer kennt sie nicht, diese alte Volksweisheit. Und doch wollen Menschen diesen Teil des Lebens, der eher ungebeten und schmerzhaft erscheint, ausblenden – dabei ist die Wiedergeburt in so vielen Religionen ein Thema. Für Kinder ist der Tod erst einmal nichts weiter als der Tod, eben jener Tod, der zum Leben wohl dazu gehört – dies stellten die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Hospizverein Helmstedt einmal mehr bei der Projektwoche „Hospiz macht Schule“ fest. Zum vierten Mal veranstaltete der Hospizverein eine Projektwoche in einer Helmstedter Grundschule.
„Wir stellen immer wieder fest, dass Kinder wesentlich unbefangener und offener mit dem Tod umgehen als Erwachsene“, erzählte Dagmar Schneiß, die gemeinsam mit sechs weiteren professionell
ausgebildeten Sterbebegleiterinnen zu einer Projektwoche erstmals in die Helmstedter Grundschule Pestalozzi gekommen war.
Eine Woche lang beschäftigten sich die Kinder mit den Themen „Werden und Vergehen“, „Krankheit und Leid“, „Sterben und Tod“, „Trauer“ und wie man Gefühle in Bildern ausdrückt.
„Wir sind begeistert von diesem Projekt und wir hoffen, dass wir noch ein weiteres Mal in den Genuss kommen dürfen, den Hospizverein bei uns zu haben“, freute sich Pestalozzi-Schulleiterin Petra
Feder bei der Abschlussveranstaltung der Projektwoche am Freitag. „Bei uns ist das Thema Sterben und Tod in den vierten Klassen schon vorgesehen, jedoch fällt es sehr oft hinten über oder wird
schlichtweg nur kurz im Unterricht behandelt. Hinzu kommt, dass die Kinder sich uns Lehrern und auch ihren Mitschülern nur schwer öffnen im alltäglichen Unterricht“, erklärte Feder. Die Scham sei
in diesem Rahmen doch sehr groß.
In den Räumen der gegenüberliegenden Kirchengemeinde St. Thomas und mit neuen Gesichtern, die genau wissen, wie man die Themen zum Lebensende anspricht, entwickelte sich innerhalb der
Projektwoche eine ganz eigene Dynamik. „Da meldeten sich auch Schüler zu Wort und tauten regelrecht auf, die ansonsten eher als schüchtern, Außenseiter und zurückhaltend im Unterricht beschrieben
werden“, berichteten die Ehrenamtlichen.
Ob die nächste Generation Viertklässler der Pestalozzi-Grundschule in den Genuss dieser besonderen Projektwoche kommen wird, steht noch in den Sternen. „Wir sind alle ehrenamtlich tätig,
überwiegend alle voll berufstätig. Für so eine Projektwoche müssen wir uns Urlaub nehmen, denn mit Vor- und Nachbereitung umfasst so eine Schulwoche gute 40 Stunden“, betonten die Ehrenamtlichen.
„Ziel dieser Projektwochen ist es, die Lehrkräfte mitzunehmen, ihnen Material an die Hand zu geben, dass sie diese Themen und Projekte eigenständig in ihrer Schule fortführen können. Dreimal
waren wir bereits in der Grundschule St. Ludgeri, die nun bestens bescheid wissen, wie sie eine solche Woche gestalten können“, erklärte Schneiß.
Zu tun gibt es auch in Zukunft für den Helmstedter Hospizverein, denn Tod und Trauer sind weiterhin ein Tabu-Thema. „Darum sprechen wir vorher mit den Lehrern und Eltern, um mögliche Ängste
abzubauen und um uns zu informieren, ob es Kinder gibt, auf die wir besonders achten müssen“, sagte Schneiß.
Quelle: Helmstedter Sonntag (05.06.2016)